„Ist doch alles Interpretationssache mit der Bibel! Deswegen nehme ich sie nicht so für voll!“ Solche oder ähnliche Aussagen begegnen mir immer wieder. Ist das so? Kann jeder die Bibel interpretieren, wie er will? Natürlich kann er – aber ob das gut oder richtig ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Gott hat uns mit einem freien Willen geschaffen. Wir können sein Wort lesen – und leider auch verbiegen, ignorieren oder bewusst verfälschen. Möglich ist das, aber gesund ist es nicht. Ich habe mal in einem Aufsatz gelesen:
„Damit ein Text eine Bedeutung hat und diese Bedeutung vermitteln kann, müssen Autor und Leser verantwortungsbewusst und in gutem Glauben mit den Worten umgehen.“
Wie wahr! Doch das scheint aus der Mode gekommen zu sein. Heute zieht man aus langen Reden kleine Schnipsel, verbreitet sie in sozialen Netzwerken, unterlegt sie mit Musik und behauptet, das sei die „Wahrheit“. Ohne Kontext, ohne Herz, ohne Ehrfurcht. Genau so wird leider auch mit der Bibel umgegangen. Sie wurde schon für Antisemitismus missbraucht, zur Rechtfertigung von Gewalt oder zur Segnung von Waffen. Was für ein Missbrauch heiliger Worte!
Aber macht dieser Missbrauch die Bibel wertlos? Nein! Nur weil Menschen Gottes Wort falsch verwendet haben, wird es nicht weniger wahr. Wie können wir die Bibel gut auslegen, ohne sie zu verdrehen?
Ich habe einige befreundete Theologen gefragt – das häufigste Antwortwort war: Kontext! Es ist entscheidend, den historischen, literarischen und geistlichen Kontext zu berücksichtigen, in dem ein biblischer Text steht. Nur so können wir seine Bedeutung richtig erfassen.
Lukas macht das sehr deutlich am Anfang seines Evangeliums:
„Verehrter Theophilus! Schon viele haben versucht, all das aufzuschreiben, was Gott unter uns getan hat, so wie es uns die Augenzeugen berichtet haben, die von Anfang an dabei waren. […] So wirst du feststellen, dass alles, was man dich gelehrt hat, zuverlässig und wahr ist“ (Lukas 1,1–4 HfA).
Lukas legt offen, warum er schreibt: um die Wahrheit zu bezeugen, gründlich recherchiert und der Reihe nach dargestellt. Er wollte, dass Theophilus weiß, worauf er sich verlassen kann.
Ein weiteres Beispiel ist Paulus. An seinen Mitarbeiter Timotheus schreibt er:
„Trink nicht länger nur Wasser. Du bist oft krank, trink etwas Wein, das wird deinem Magen guttun“ (1. Timotheus 5,23 HfA).
An anderer Stelle aber warnt er:
„Betrinkt euch nicht mit Wein – das ruiniert euer Leben“ (Epheser 5,18 NLB).
Widerspruch? Nein. Sondern – richtig – Kontext. Einmal geht es um medizinische Hilfe, einmal um geistliche Haltung.
Die Bibel ist Gottes Wort – und verdient es, ernst genommen zu werden. Sie ist kein Roman, sondern ein Buch, das unser Leben verändern kann. Doch dafür braucht es mehr als kluge Auslegung: Es braucht den Heiligen Geist. Denn ohne Gottes Geist wird aus Gottes Wort schnell nur ein altes Buch.
Das ist das Großartige an der Bibel: Wenn du sie liest und Gott bittest, sie dir auszulegen, wird der Buchstabe lebendig. Gott spricht – direkt in dein Leben hinein. Und das ist einzigartig in der Welt.
Möchtest du Gott besser kennenlernen? Seinen Plan für dein Leben entdecken? Dann forsche in der Bibel – nicht alleine, sondern mit Gott. Bitte ihn, dir seine Wahrheit zu zeigen. Prüfe alles – und halte das Gute fest. Du wirst Durchbrüche erleben. Du wirst Gottes Stimme hören. Und du wirst merken: Wenn Gott spricht, ist das mehr als Auslegung. Es ist Offenbarung.
Sei gesegnet!
„Die Bibel ist nicht dazu da, um uns Informationen zu geben, sondern um uns zu verwandeln“ (D. L. Moody)